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Mata Atlântica

Der Atlantische Küstenregenwald Brasiliens

Die brasilianische Mata Atlântica (Küstenregenwald) mit einer ursprünglichen Fläche von 1.481.946 km² oder 17,4% des brasilianischen Gesamtterritoriums beherbergt eine grosse Umweltheterogenität über circa 3300 km Küstenlinie. Dieser Tropenwald verteilt sich über unterschiedliche topographische und klimatische Regionen, von Meereshöhe bis auf 2700 m über NN (Metzger, 2009).

Diese geographischen Charakteristika begünstigen eine hohe Diversität und Endemismus, bei denen die Reichhaltigkeit beeindruckend ist (20.000 Pflanzenarten, 1.700 Vertebratenarten) und dabei stehen noch immer viele Arten zur Bestimmung aus. Ihre Bedeutung ergibt sich auch aus dem hohen Grad an Endemismus: 8.000 Pflanzen- und 700 tierische Arten (Myers et al. 20002; Tabarelli et al., 2005).

In dieser Region liegen die grössten Städte Brasiliens (São Paulo, Rio de Janeiro, Belo Horizonte, Salvador und Curitiba), die etwa 61% der Gesamtbevölkerung beheimaten. Das bedeutet ein grosses Zerstörungsrisiko der verbliebenen 8% des Bioms Küstenregenwald (102.012 km2) (SOS Mata Atlântica/INPE, 2009).

Durch diese hohe Besiedlungsdichte befindet sich die Mata Atlântica in einem stark fragmentierten Zustand, in dem Sekundärwälder in Anfangs- und Fortschrittsstadien der Sukzession vorherrschen, was eine Verringerung der Populationen und Ausrottung von Arten verursacht. (Ribeiro et al., 2009; Metzger et al., 2009).

Ribeiro et al, (2009) decken durch Studien zur Fragmentierung der Reste der Mata Atlântica eine ernsthafte Situation auf: mehr als 80% der Fragmente sind kleiner als 50 ha, bei Abständen von mehr als 1.440 m; die Landschaftsschutzgebiete umfassen 9% der Waldrestbestände, wobei nur 1% aus Urwäldern besteht.

Die hohe biologische Vielfalt, verbunden mit erhöhtem Druck auf ihre Umwelt befördert die Mata Atlântica in die Gruppe der fünf wichtigsten Ökosysteme dieses Planenten für den Erhalt der Biodiversität. Sie ist damit einer der fünf Biodiveritäts- hotspots (Laurance 2009 7).

Die Mata Atlântica ist Hauptversorger bei einem grossen Teil von Ökosystemdienstleistungen, von denen die brasilianische Bevölkerung abhängt. Besonders zu nennen sind dabei: Wasser, szenische Schönheit (Tourismus), Bodenerhalt, Nahrungs- und Medizinalprodukte, Ressourcen für den Fischfang, u.a..

Am Küstenabschnitt zwischen dem südlichen São Paulo und Paraná konzentriert sich der grösste, zusammenhängende und noch relativ intakte Teil der Mata Atlântica Brasiliens. Hier findet sich eine majestätische Vielfalt an Ökosystemen, die sich von Mangrovenlandschaften bis zu den Höhen des Küstengebirges bei 1800 m erstrecken. Diese Situation war Voraussetzung für die UNESCO, sie zum Biosphärenreservat zu deklarieren (http://www.rbma.org.br). Die Gegend wird als biologisch höchstrelevant für die prioritär zu implementierenden Landschaftsschutzgebiete Brasiliens angesehen (Durchführungsverordnung 9 vom 23.01.2007, Brasilianisches Bundesumweltministerium – MMA).

Als strategischer Weg zum Erhalt und Schutz dieser wichtigen Region wurde das „LSG-Mosaik LAGAMAR“ (Mosaico Lagamar – ML) auf 16.221 km2 eingerichtet, mit dem die 43 so zusammengefassten Schutzgebiete ein integriertes Verwaltungswerkzeug nutzen können. Das Konzept dieses Mosaiks soll den Schutz von Biodiversität mit der Verbesserung der Lebensqualität von ca. 350.000 Menschen der Städte und Dörfer aus 23 Munizipalitäten vereinen. 17,1% (41.000) dieser Menschen leben in kleinen, ländlichen Gemeinden und bestreiten ihren Lebensunterhalt hauptsächlich aus Landwirtschaft und Extraktion natürlicher Ressourcen.

Trotz vieler positiver gesetzlicher Rahmenbedingungen, die den Erhalt der letzten grossen Portion der Mata Atlântica begünstig, sind die Risiken für ihre Zerstörung weiterhin gross. Jagd, illegale Extraktion von natürlichen Ressourcen wie die der Juçara-Kohlpalme und ornamentaler Pflanzen, die Abholzung und vor allem die Expansion von Siedlungen und Freizeitanlagen, der Ausbau des Strassennetzes wie die Verbindung der Hauptstädte Curitiba und São Paulo, stellen die wesentlichen Bedrohungsszenarien für den Schutz und Erhalt dieser Region dar.

Quellen

Metzger, J.P., 2009. Conservation issues in the Brazilian Atlantic forest. Biological Conservation 142, 1138–1140.

Myers, N., Mittermeier, R.A., Mittermeier, C.G., Fonseca, G.A.B., Kent, J., 2000.Biodiversity hotspots for conservation priorities. Nature 403, 853–858.

Tabarelli, M., Pinto, L.P., Silva, J.M.C., Hirota, M., Bedê, L., 2005. Challenges and opportunities for biodiversity conservation in the Brazilian Atlantic Forest. Conservation Biology 19, 695–700.

Fundação SOS Mata Atlântica e Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais, 2009. Atlas dos Remanescentes Florestais da Mata Atlântica Período 2005-2008. Relatório Técnico, 176 p.

Ribeiro, M.C., Metzger, J.P., Martensen, A.C., Ponzoni, F., Hirota, M.M., 2009. BrazilianAtlantic forest: how much is left and how is the remaining forest distributed? Implications for conservation. Biological Conservation 142, 1141–1153.

Metzger, J.P., Martensen, A.C., Dixo, M., Bernacci, L.C., Ribeiro, M.C., Teixeira, A.M.G.,Pardini, R., 2009. Time-lag in the responses to landscape changes in highly dynamic Atlantic forest region (SE Brazil). Biological Conservation 142, 1166–1177.

Laurance, W.F., 2009. Conserving the hottest of the hotspots. Biological Conservation 142, 1137.

Links

- Lei da Mata Atlântica: http://www.planalto.gov.br/ccivil_03/_ato2007-2010/2008/decreto/d6660.htm

- SOS Mata Atlântica (ONG): http://www.sosmatatlantica.org.br/

- Reserva da Biosfera da Mata Atlântica: http://www.rbma.org.br/default_02.asp

- Pacto da Mata Atlântica: http://www.pactomataatlantica.org.br/index.aspx?lang=pt-br